Tag Archives: zensur

infografiken: zensur im netz

gibts auf yuxiyou.net zu sehen:
infografik_zensur_internet
(klick)

[via kfmw.blog]

internetzensur in deutschland

der saint, den ihr sowieso alle im feedreader haben solltet, hat mal wieder einen text geliefert, der auch das wiederspiegelt, was ich gerade (unter anderem) in meinem kopf rumschwirren habe. nur viel ausfuehrlicher, differenzierter und besser formuliert (man moege mir das grossflaechige zitieren verzeihen – auch der autor):

Das vielleicht Schlimmste daran ist, dass Menschen sich bis vor dieser Welle, die durchs Netz regelrecht flutete, längst daran gewöhnt hatten, dass in den letzten Jahren viel zu oft über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde. Auch Sachen, die sie nicht wollten, nicht tragen wollten. Sachen, die nicht in ihrem Interesse lagen. Vielen trotzten diese grundsätzlich, grundgesetzlichen Änderungen, die immer zum Schlechten erst entschieden dann umgesetzt wurden, nur noch ein leises Unverständnis hab. Vielleicht auch ein Grummeln, aber das war es dann schon.

Das vielleicht Schlimmste daran ist, dass viele derer da draußen sich daran gewöhnt haben, sich damit engagiert haben, dass ihnen Dinge entzogen wurden, die man uns als Ostler vor nicht mal 20 Jahren als Grundgesetz verkauft hat, als die bessere deutsche Verfassung. Akzeptiert haben sie es vielleicht nicht, aber sie haben Mittel und Wege gefunden, damit Leben zu können. So unerträglich das auch sein mochte. Und das ist eine echte handfeste Parallele zur DDR. Man passt sich den Umständen an, muckt noch ein wenig und muss es dann eben hinnehmen. Nimmt es hin, so wie die Eltern es taten. „Es war ja nicht alles schlecht.“

[…]

Das vielleicht Schlimmste daran ist, dass mich die Kinder irgendwann fragen werden, wo genau denn nun der Unterschied zwischen der DDR, in der ich aufwuchs, und der BRD, in der sie aufwachsen, liegt. Klar fallen mir dann einige Schlüsselfaktoren dazu ein, keine Frage. Es gibt sie, diese Unterschiede. Immer noch. Allerdings verwischen die Schwarz- und die Weißtöne zu einem Grau, dass der Klarheit die Einfachheit nimmt und das Erläutern schwerer macht.

Das mit an Sicherheit grenzend Schlimmste daran ist aber, dass der Umgang, den die Obrigkeit in diesem, und nicht nur in diesem Fall, mit der sie wählenden Menge pflegt. Da werden Gutachten zitiert, die die ohnehin gefestigte Meinung der zu Entscheidenden stützt. Und nur die, alle anderen werden ignoriert. Ebenso wie auch anders geartete Meinungen ignoriert werden, selbst dann wenn sie richtig, schlüssig und nachweisbar sind. Genau so nämlich hat das ZK die DDR regiert. Im Alleingang. Und der Vergleich ist in diesem konkreten Fall alles andere als nur rhetorischer Natur. Das treibt meine Gedanken.
[alles lesen]

link, falls wer nicht weiss worum es geht:
Bundestag verabschiedet Gesetz für Web-Sperren

zensur und ueberwachung nach dem 2. weltkrieg

bei telepolis gibt es ein lesenswertes interview zu zensur:

[extern] Josef Foschepoth forscht am [extern] Historischen Seminar der Universität Freiburg. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft veröffentlichte er einen Aufsatz[1] über eine kaum bekannte Tatsache: Dass es nicht nur in der DDR, sondern auch in der Bundesrepublik von 1949 bis 1968 zu großflächiger Postzensur und Telefonüberwachung kam.

da lassen sich auch so einige parallelen zur derzeitigen zensursula-diskussion und zur aktuellen tendenz des abbaus von freiheitsrechten, im namen des kampfes gegen den internationalen terrorismus ziehen:

Im Übrigen gab es damals ebenso wenig wie heute ein öffentlich ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein. Die Ursache dafür war der kalte Krieg, der derartige Eingriffe legitimierte, solange es sich um die Abwehr einer kommunistischen Gefahr und sei es auch nur um einen verdächtigen Brief aus der DDR handelte.

[…]

Der Grundkonflikt bestand in der Frage, was war höher zu gewichten, der Staatsschutz oder die Grundrechte. Da es 1949ff. vor allem darum ging, einen neuen und starken Staat aufzubauen, wurde diese Frage von den Vertretern der Exekutive mit einem klaren Ja für den Staatsschutz beantwortet. Der Schutz des Staates setzte den Schutz der Grundrechte voraus, wie es in einem Rechtsgutachten des Justizministeriums von 1952 hieß. Der Staatsschutz galt somit als ein höherwertiges Gut.

[via orwell teleschirm’s soup]

zensursula: internetzensur in deutschland – und nun?


bild: von angst.se | via cashy | weiterverbreiten erwuenscht

die bad-news-of-the-day duerftet ihr alle mitbekommen haben. ueber diesen schwachsinn, den die internetausdrucker da wieder durchgepruegelt haben, moechte ich auch deshalb jetzt keine worte weiter verlieren.

also zu der frage: was nun?
es hat nicht lange gedauert, da kam die nachricht vom foebud, dass die jetzt auch einen anti-zensur-server bereitstellen:

Der FoeBuD e.V. sieht das Recht auf freie und unbeobachtete Kommunikation als eine Grundvoraussetzung für eine freiheitliche Gesellschaft an. Der FoeBuD hat sich deshalb zu einer praktischen Gegenmaßnahme entschlossen und betreibt seit heute einen eigenen öffentlichen zensurfreien DNS-Server. Wer sich diesen als eigenen DNS-Server anstelle des vom Provider gelieferten Servers einträgt, kann damit die Internetsperren einfach umgehen. Die IP-Adresse lautet: 85.214.73.63. Eine ausführliche Anleitung findet sich in Kürze auf der FoeBuD-Webseite.
[foebud]

das finde ich grossartig. bitte mehr davon und das auch publik machen.

weiters fordert der ccc, kunden der zensurprovider dazu auf, gegen diese zu klagen:

Deren Kunden sollten Klage erheben, sagte Andreas Bogk von der Hackervereinigung der taz. Der CCC hält die geplante, auf Initiative von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorangetriebene Zugangserschwernis genauso wie andere Bürgerrechtsorganisationen für eine Alibi-Maßnahme. Damit solle “Akzeptanz für Zensur” geschaffen werden, während die zunächst ins Visier genommenen kinderpornographischen Webseiten nur den Blicken unbedarfter Surfer entzogen würden.

in den letzten beiden absaetzen des artikels koennt ihr dann auch ein weiteres mal nachlesen warum cdu/csu nicht waehlbar und die organisationen save the children und unicef nicht mehr unterstuetzbar sind.


bild: von euphoriefetzen | cc-lizenz

vor kurzem bin ich auch ueber die (kurze und leicht verstaendliche) anleitung “Spurenarm surfen mit Firefox(.pdf) gestossen. mit der anleitung koennt ihr euren firefox allgemein etwas sicherer machen und im letzten punkt findet ihr auch nochmal ein paar weitere unzensierte dns-server.

und zum abschluss, weil es passender nicht sein koennte – ein lied ueber zensur:

[direktlink]

update: 2009-04-18
drueben bei f!xmbr sind noch ein paar mehr server gelistet. und falls ihr nicht wie man sowas macht – dort findet ihr auch links zu anleitungen wie ihr eure dns-eintraege aendern koennt und somit unzensiert surfen koennt.

update 2: 2009-04-18
bei wikileaks.org wird auch nochmal auf einer extra wikiseite erklaert, wie das mit den dns-servern funktioniert. anleitungen und eine liste mit servern gibts auch.

weitere links:
missbrauchsopfer gegen internetzensur
zensursula demo berlin
bilder von der demo (unter cc-lizenz)
ccc: “Audio-Mitschnitt der Pressekonferenz zum Internet-Zensurvertrag
dradio: “Kritik an der Sperre für kinderpornografische Inhalte im Netz”
#zensursula @ identi.ca
#zensursula @ twitter

“Die Angstunion”

Eigentlich wollte ich zu den aktuellen Geschehnissen und der Reaktion von Medien und Politik darauf ja schweigen. Es ist alles so vorhersagbar und so weit weg von den wirklichen Problemen, die gerade gelöst werden müssen, daß mich nur noch ein Gefühl geistigen Unwohlseins ergreift, wenn ich das Gefasel lesen muss. Das intellektuelle Equivalent zum Post-McDonalds-Bauchgefühl; Kotzen wäre eine erwägenswerte Option. Was ich aber heute lesen musste war dann doch zu viel. […]
[weiterlesen bei frank]

chaosradio 142: “Das Familieninternet”

heute findet auf radio fritz wieder das allmonatliche chaosradio vom ccc, von 22:00h bis 00:00h, statt. nach der winterpause geht es also wieder frisch und munter weiter.
thema der sendung: “Das Familieninternet – Internetsperren gegen Kinderpornographie (und andere Dinge, die wir nicht sehen sollen)”.

ankuendigungstext:

Teilnehmer: Jakob Kranz (Moderation), Frank Rosengart, nibbler

Familienministerin von der Leyen hat sich Anfang Januar mit deutschen Internetprovidern geeinigt, dass der Zugriff auf bestimmte Internetseiten gesperrt wird, da sie kinderpornographisches Material enthalten sollen. Der Begriff “Zensur” wird dabei bewusst vermieden. Juristisch steht diese Sperre auf wackeligen Beinen, viele technische Fragen sind offen.

Im Chaosradio möchten wir über die technische Umsetzung dieser Maßnahme sprechen und welche weiteren Konsequenzen dieser Schritt in Richtung “sauberes Internet” für die Gesellschaft hat.

alle empfangsmoeglichkeiten (radio, satellit, internet) koennen auf den fritz seiten abgerufen werden.
wer keine zeit/lust/moeglichkeit hat die sendung heute live zu hoeren, kann sich in den naechsten tagen die sendung hier runterladen bzw den podcast-feed abonnieren.

weitere infos gibt’s auf den seiten vom chaosradio, im chaosradio wiki und im chaosradio blog.

(censored)


picture by .mw under creative commons by-nc-nd 2.0

Wenn es nach Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen geht, wird bis zum Sommer erstmals in der Geschichte des deutschen Internet ein zentrales Filtersystem installiert

damit reiht sich deutschland gleich hinter die grossen diktaturen der welt, wie beispielsweise china, ein. es wird mal wieder das killer-argument kinderpornographie ins feld gefuehrt. dass es sich dabei um eine ebenso sinnfreie, wie auch dumme idee handelt, scheint von der leyen sogar zu wissen:

“Leider zeigt die Praxis, dass so genannte Internet-Sperren lediglich Scheinerfolge erzielen. Sie verdrängen das Geschehen aus dem für alle sichtbaren Bereich, aber dadurch wird das Leid keines einzigen Kindes unterbunden, kein einziger Täter gefasst und kein einziges Bild aus dem Internet entfernt”, hatte eco e.V.-Vorstandsmitglied Oliver Süme noch im November kommentiert.
[…]
Dem Bundesfamilienministerium scheint bewusst, dass technisch versierte Internet-Benutzer immer Wege finden dürften, solche Sperren zu umgehen. In einer Frage-und-Antwort-Liste heißt es dazu, entscheidend sei aber, dass dadurch der Zugang für die große Masse der durchschnittlich versierten Internetnutzer blockiert werde.

ahh, man bekommt richtig das gefuehl, dass es gar nicht darum geht kinderpornographie einzudaemmen bzw. die taeter zu fassen.
und liebe internetausdrucker, solltet ihr diesen komplett hirnlosen schwachsinn wirklich durchpeitschen, ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass es spaetestens ein paar wochen nach dem inkrafttreten, keine schicken one-click-loesungen (bspw. als firefox-plugin) geben wird, die auch “die durchschnittliche masse” zu verwenden in der lage ist. (von welchem durchschnitt gehen die da eigentlich aus? von ihrem eigenen? :) )

Netzbürgerrechtler fürchten, dass der Einstieg in die Verwendung zentraler Internet-Filter in den nächsten Jahren schrittweise auch zur Blockade anderer Inhalte führen könnte – von politisch umstrittenen Websites, die heute nicht kontrolliert werden können, über Glücksspielangebote bis hin zu Raubkopien, gegen die die Medienindustrie seit Jahren vergeblich zu kämpfen scheint.
[taz]

achso und falls ihr euch fragt wer die filterlisten fuehren wird – es ist das ermittlungskompetenzzentrum deutschlands – das bka :) ich bin mir sicher, da werden dann nicht auch mal versehentlich ein paar andere begriffe auf die liste rutschen (etwa praegnante schlagworte aus dem linksaktiven umfeld).

anstatt ein wirklich ernsthaftes problem, versuchen an der wurzel zu packen, gruende zu suchen warum sowas passiert, versuchen gezielte loesungen zu finden – wird mal wieder auf die daemlichste weise versucht einem problem entgegen zu treten, wo ohnehin jetzt schon alle wissen, dass es nicht funktionieren wird.