Netzpolitischer Aktivismus in Graz

Seitdem ich kürzlich bei dem Daten.Netz.Politik Kongress in Wien (#dnp12) war, ist mir mal wieder eines deutlich klar geworden: es gibt keine Netzpolitikszene in Graz! Es mag einzelne Personen und Grüppchen geben, die das Thema auch irgendwie auf dem Radar haben. Aber im Endeffekt nichts nennenswertes. Nichts was nach außen strahlt. Nichts was außerhalb einer kleinen (geschlossenen) Gruppe Relevanz hätte.
Das alles ist keine neue Erkenntnis, aber seit dem Netzpolitikwochenende in Wien treibt mich der Gedanke: da muss was passieren! Hier in Graz – jetzt!

Bei ein paar ersten Sondierungsgesprächen, bin ich damit auch auf offene Ohren gestoßen, was auch schon mal etwas Rückhalt gibt und mich darin bestätigt an der Sache dran zu bleiben. Leicht wird es nicht. Netzwerk- und Kommunikationsstrukturen müssen sich erst bilden und beginnen zu funktionieren.

Aber von vorne. Was ist eigentlich das Problem in Graz?
In gewisser Weise ist Graz eine lebendige Stadt, was Kunst, Kultur und Technologie angeht. Auch abseits des Mainstreams und abseits von primär finanziellen Interessen. Andererseits auch wieder so gar nicht.
Das Hauptproblem der “freien Szene” ist – auch immer wieder bestätigt in Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten, die in Graz in irgendeiner Art aktiv sind – dass es keine wirklich gute Kommunikation und Vernetzung der einzelnen Gruppierungen untereinander gibt. Es gibt zig regelmäßige und unregelmäßige Stammtische und Treffen und Veranstaltungen, die aber meist in ihrem eigenen Sumpf dahin existieren.

Als einen wichtigen Multiplikator hab ich in der Vergangenheit immer den Webmontag Graz gesehen. Sehe ich auch heute immer noch so – bis zu einem gewissen Grad. Nur leider bisher ohne die erwünschte (meine erhoffte) Breitenwirkung. Über die Gründe dafür ließe sich vielleicht auch noch mal diskutieren. Ist jetzt aber nicht so sehr Thema.

Wie auch immer, in Graz fehlt ein Kern an Leuten und ein loser, bunter Haufen drumherum, der sich unter dem Dach Netzpolitik und Netzaktivismus zusammenschließt und das nach Außen trägt. In welcher Form auch immer. Vom künstlerisch-kreativen Ansatz, hin zu Hard-Facts getriebenen Diskussionen, Argumentationen und Informationsaufarbeitung- und Bereitstellung.

Meine Zielsetzung ist es, nachhaltig eine bewegungsfähige Community an Leuten mit aufzubauen, denen das Thema Netzpolitik und Netzaktivismus ein wichtiges Anliegen ist. Das kann ich nicht alleine. Das kann ich nicht ohne euer Feedback und ohne euern Support. Alle die sich angesprochen fühlen, sind herzlich dazu eingeladen, was beizusteuern, zu kritisieren, Ideen zu pushen und den Gedanken weiterzutragen!

Ich habe momentan weder einen Masterplan, noch die Gewissheit, dass sich das über einen längeren Zeitraum trägt.
Aber: wenn das Thema jetzt nicht angegangen wird , wird es auch in den nächsten 10 Jahren nicht in Graz angegangen. Und dann dürfte in den entscheidenden Fragen, so ziemlich vieles verspielt sein.

Was ich möchte:
*Leute, die das Thema interessiert, ansprechen und miteinander vernetzen
*daraus entstandenes Wissen wieder in die einzelnen Communities zurückfließen lassen
*eine zentrale Anlaufstelle zu allen möglichen Themenbereichen rund um Netzpolitik / Netzaktivismus aufbauen
*die einzelnen Communities untereinander stärker vernetzen
*Kampagnen, Aktionen, Demos (mit)gestalten
*Medienarbeit (auch in Form von Mashups, Remixen, …) befördern
*eine Schnittstelle zur lokalen und überregionalen Medienaufmerksamkeit bieten
*Kompetenzen erwerben und weiterverbreiten
*immer wieder auch “themenfremde” Communities mit einbeziehen und ihnen die Thematik greifbar machen

Zielsetzung:
*einen starke, bewegungsfähige Gruppe an Netzaktivisten, die unabhängig in Graz agieren kann
*Wissen verbreiten
*politische Bewusstseinsbildung
*Kampagnen etc. gestalten und durchführen
*regelmäßiger Austausch mit Interessierten und “Experten”
*eine funktionierende Diskussionskultur innerhalb der Grazer Kunst, Kultur und Technologie-Szene

Das mögen teilweise noch so sehr weit entfernte Ziele sein, aber ich möchte schonmal eine mögliche Richtung erkennen lassen. Das Ganze soll auch kein Solo-Projekt von mir werden! Im Gegenteil – ich lege nur den Grundstein, der Rest wird sich hoffentlich auf viele Schultern, mit noch besseren Ideen und Ansätzen verteilen.

Einer der ersten Schritte wird es auch sein, das man sich mal mit Interessierten trifft (Kick-Off Meeting!?) und sich austauscht. Das wird wahrscheinlich irgendwann in den nächsten Wochen passieren und hier noch mal seperat angekündigt

Ich bin für jedes Feedback, alle Ideen und kritische Kommentare offen!
Wenn ihr das nicht hier in den Kommentaren machen wollt, bin ich auch via Mail, Jabber und Twitter, die meiste Zeit erreichbar.

Wie es beim #dnp12 schon so schön hieß: Es ist das Jahr des Aufbruchs! Hoffentlich kommt das auch in Graz an.

–Update–
Es gibt jetzt auch eine Mailingliste auf die ihr euch eintragen könnt um am Laufenden zu bleiben und mitzudiskutieren. (Danke dafür an Stefan!)
Desweiteren habe ich vorsorglich schonmal 2 Twitteraccounts reserviert: @digigesgraz und @netzpolitikgraz. Ihr könnt mich ja wissen lassen, welcher euch sympathischer ist und in Zukunft verwendet werden soll.
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Der weitere Verlauf wird natürlich hier im Blog festgehalten. Die einzelnen Posts dazu, werde ich mit ‘digiges graz‘ taggen. Diese sind somit auch seperat und abseits des anderen Contents hier im Blog, als RSS-Feed abonnierbar.

10 responses to “Netzpolitischer Aktivismus in Graz

  1. wäre vielleicht mal gut, sich einen mailverteiler anzulegen, könnt ich jederzeit machen. und ein okfnpad vielleicht dazu: digigesgraz

    auf jeden fall müssen wir was machen!

  2. wenn du das mit dem mailverteiler übernehmen möchtest – sehr gerne! :)

  3. Brigitte Kratzwald

    Ich würds wichtig finden, das Thema über den Kreis von Computer-Freaks hinaus bekannt und verständlich zu machen. Ich war ja bei diesem Open Commons Kongress in Linz und alle anderen Veranstaltungen waren wirklich allgemeinverständlich und da waren auch viele verschiedene Menschen da. Der Vortrag zur Netzneutralität war sowas von Expertensprech, dass ich wirklich Schwierigkeiten hatte, zu folgen. Das würde auch heißen, dass der Webmontag nicht die beste – oder zumindest nicht die einzige Vernetzungsplattform sein sollte. Ich würde vorschlagen, z.B. beim Elevate-Festival präsent zu sein. Das Programm steht zwar schon, mit einem Infostand oder evtl. einem Workshop könnte man sich sicher noch einklinken. Müsste aber wirklich so angekündigt werden, dass es viele Leute anspricht.

  4. da geb ich dir absolut recht. das thema sollte auf jeden fall auch ansprechend für nicht computer leute aufbereitet werden. ohne dem wirds wahrscheinlich schwierig werden, eine breite gruppe an leuten anzusprechen.

    das mit dem elevate wäre sinnvoll. ist aber auch ziemlich knapp, da jetzt noch was halbwegs brauchbares auf die beine zu stellen. mal schauen, vielleicht bekommen wir das noch irgendwie auf die reihe.

  5. Pingback: Diesen Freitag: 2. #webbier in Graz | murdelta

  6. Pingback: Webmontag Graz #38: Internet & Gesellschaft | murdelta

  7. Ich hab gestern mit thomas lohninger @socialhack bei der Lima in Wien gesprochen. Sein Vortrag war schon recht gut in Bezug auf Verständlichkeit für nicht-Computerfreaks. Die arbeiten auch an Materialen zum “angreifen” – Folder etc. – sowas brauch ich für meine Veranstaltungen. Ich hab jedenfalls angefangen in meinen Vorträgen das Thema besonders zu betonen und bin interessiert mich an der Gestaltung von Infomaterial zu beteiligen. Kooperation Wien-Graz wär da auf jeden Fall sinnvoll, damit wir die Arbeit nicht 2x machen.

  8. ich bin die letzten tage krankheitsbedingt, leider zu gar nichts gekommen und hab jetzt auch wieder einiges aufzuarbeiten.

    danke in jedem fall für die info!

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