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zehn jahre nach 9-11

Der 11. September 2001 ist ein Tag des Verlustes. Fast 3000 Menschen starben bei den Selbstmordanschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon vor zehn Jahren. Doch dann stiegen Gewinner aus den Trümmern:

Der “militärisch-industrielle Komplex” in den Hampton Roads zum Beispiel, im amerikanischen Bundesstaat Virginia. Dort haben die Navy Seals ihr Hauptquartier und Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin und Northrop Group stellen fast alles her, was es für die moderne Kriegsführung braucht.

Oder die Protesenindustrie, die von den rund 33.000 amerikanischen Verwundeten aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan profitiert. Nutznießer sind auch die “Zweifler”, die medialen Terrorexperten – und die Entwicklung der Sprache, die nach 9/11 eine verbale Aufrüstung erlebt hat.

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medienterror

koffer
symbolkoffer, unbeaufsichtigt, potentiell gefaehrlich – by colina-foto [cc-by-nc]

die letzten tage waren gepraegt von allerlei ‘ahhhh, wir werden alle sterben, panik!!!!’ und dieses selbsternannte qualitaetsjournalistenpack hat da wieder mal alles andere als glanzleistungen hervorgebracht. aber was anderes erwarte ich eigentlich von diesen ganzen weichgespuelten ‘wir sind die elite’ schreiberlingen auch gar nicht mehr.

wie dem auch sei, immerhin vereinzelt gab es dennoch kleine lichtblicke die nicht unerwaehnt bleiben sollen:

taz.de: “Der Terror ist da, das Müsli ist alle”

In der Wissenschaft muss man Phänomene verifizieren, und solange dieses nicht geschieht, fehlt der endgültige Beweis. Jeder von uns kann zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft selbst überprüfen, doch in der Welt des Terrors herrschen anscheinend andere Regeln: Wenn Sicherheitsbehörden angebliche Bomben finden oder von einem erhöhten Risiko sprechen und dieselben Sicherheitsbehörden von uns Bürgern mehr Geld verlangen, dann ist das absurd.

Das grenzt an einfache Selbstbedienung. Niemand von uns Bürgern kann kontrollieren, ob das alles stimmt. Und überhaupt mag ich diese Panikmache nicht. Als Naturwissenschaftler habe ich gelernt, Risiken quantitativ zu vergleichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich von einem Auto oder einem Schäferhund getötet werde, ist weit größer, als Opfer eines Terroranschlags in Deutschland zu werden. Nein, ich habe keine Angst, und selbst dann, wenn alle Polizisten Hamburgs um mein Bett stehen, behalte ich meinen klaren Kopf. Das, was hier passiert, ist eine Inszenierung.

telepolis: “Terror und die deutschen Medien”

Aus dem Bündnis zwischen Politikern und Journalisten heraus folgte eine Medienberichterstattung, die eine ihrer Kernaufgabe in weiten Teilen nicht mehr erfüllte: nämlich Informationen nach journalistischen Gesichtspunkten wie Abgewogenheit und kritischer Distanz aufzubereiten und den Rezipienten zugänglich zu machen.

Spekulationen ersetzten die harten Fakten, Terrorhysterie verdrängte Sachlichkeit. Im Zentrum der medialen Berichterstattung der vergangenen Tage stand eine Bombe, die keine war, sowie ein Terrordiskurs, in dem der Konjunktiv über die Grenzen des journalistisch Zumutbaren strapaziert wurde.

telepolis: “Sicher können wir nicht sein”

Beide Länder [usa und grossbritannien] machen auch deutlich, was es heißt, solche nationalen Bedrohungsstufen einzuführen. Keine terroristische Bedrohung ist hier gar nicht vorgesehen, weil ja tatsächlich die abstrakte oder potenzielle Möglichkeit immer besteht. Der Terror ist auf Dauer geschaltet, die Regierung hat damit gewissermaßen den Ausnahmezustand verordnet.