Tag Archives: aktivismus

Call for Nominees: Elevate Awards 2014

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Das Elevate Festival jährt sich dieses Jahr im Oktober zum 10. Mal. Neben dem gewohnt reichhaltigen Musik- und Diskursprogramm (Details dazu folgen in den nächsten Tagen und Wochen) wird es als krönenden Abschluss auch wieder die Elevate Awards geben. Diese sollen Projekte, Initiativen und Menschen in den Vordergrund rücken, die sich positiv auf die Gesellschaft auswirken, kreativ, aktivistisch und nicht-diskriminierend sind.

Bis Samstag, den 21. Juni 2014 könnt ihr noch Nominierungen die euch am Herzen liegen einreichen! In den 3 Kategorien “Artivism”, “International” und “Steiermark” könnt ihr Dinge vorschlagen, die Support und Anerkennung verdient hätten.

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Neben einem Preisgeld, könnt ihr euren Lieblingsprojekten so auch zu mehr medialer Aufmerksamkeit und Anerkennung verhelfen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass so was ungemein motivierend für den Fortbestand, der meist ehrenamtlich geführten Projekte, ist!

Also, nehmt euch die paar Minuten Zeit, füllt das Online-Formular aus und helft so der guten Sache!

BTW: folgt @elevatefestival auf Twitter um auf dem Laufenden zu bleiben.

Demokratie und Wahlen vs. Mitbestimmung und Aktivismus

Kleiner – schnell mal zusammen geschriebener – Denkanstoß zu Wahlen, Demokratie und Aktivismus:

Gerade so kurz vor der Bundestagswahl in Deutschland und der Nationalratswahl in Österreich (beide finden im September 2013 statt) kommt immer wieder die Frage auf: “Was wählst du?” Meine Antwort ist: “Ich wähle nicht!”
Als Deutscher der in Österreich lebt, könnte ich zwar in Deutschland per Briefwahl mitwählen, tue dies aber nicht. Zum einen weil mein Lebensmittelpunkt derzeit in Österreich ist (ich aber hier nicht wählen kann auf Nationalratsebene). Zum anderen weil ich Vorbehalte gegen die Briefwahl habe – ähnlich Wahlcomputern und Internetvoting. Diesen Technologien traue ich einfach nicht. Weder der Briefwahl noch Wahlcomputern oder Internetvoting.

Oft ernte ich darauf erschrockene Gesichter und Nachfragen, denen ich mit dem Argument entgegne: Ich engagiere mich dafür aktiv in anderer Weise. Darauf fragende Gesichter. Meine weitere Antwort: Demokratie besteht eben nicht nur daraus alle x Jahre zur Wahl zu gehen, Demokratie ist viel mehr. Und ich habe das Gefühl, das haben die meisten noch nicht verstanden bzw. schon wieder verlernt.

Demokratische Wahlen sind eine der wichtigsten Errungenschaften moderner Gesellschaften. Aber eben nicht alles! Das wirklich spannende und wesentliche passiert zwischen den Wahlen. Doch da ist es mühsam was zu bewegen. Es gibt nicht die große Medienaufmerksamkeit und Prozesse anzustoßen sind meistens eine langwierige Angelegenheit. Dennoch sehe ich außerparlamentarischen Aktivismus als einen der wichtigsten Hebel innerhalb einer demokratischen Gesellschaft an. Neue und bessere zivilisatorische Prozesse werden nicht bei Wahlen entschieden, sondern bei kontinuierlicher Arbeit dazwischen, mit der Mehrheit aller mitbestimmenden Parteien. Da geht es nicht um irgendwelche allgemeinen Wahlversprechen, sondern um konkrete politische Arbeit um Prozesse, Meinungsbilder und letztendlich auch die Gesellschaft positiv zu verändern.

Alle die glauben, dass sie bei Wahlen ihre “demokratische Pflicht” erfüllt haben liegen falsch. Das sind dann meist auch die Leute, die sich am Stammtisch am lautesten über “die da oben” aufregen, aber sonst nichts zur Verbesserung der Situation beitragen wollen.
Das “Argument”: ‘Ich war eh wählen’ funktioniert nicht. Es ist immer ein langwieriger Prozess, der ständige Arbeit erfordert. Das ist Demokratie – Demokratie ist beständige Arbeit an dem Verbessern der aktuellen Situation. Deshalb bin ich Aktivist. Deshalb engagiere ich mich ausserhalb von Parteien. Dennoch ist es trotz Allem auch wichtig mit allen mitbestimmenden Parteien zu kommunizieren und nicht auf Grund irgendwelcher Befindlichkeiten diese Parteien auszuschliessen (sollte das auch manchmal schmerzhaft sein).

Die Zeiten in denen die Demokratie allein durch Wahlen vorangebracht wurde sind vorbei (so es diese Zeit jemals gab). Demokratie ist kontinuierliche Arbeit – die Parteien die gewählt werden, sind nur ein Vehikel, zur Erreichung von Änderungen.

Ich will damit niemanden abhalten wählen zu gehen! Im Gegenteil – bitte geht wählen! Schon allein deswegen, damit die Rechten nicht wieder in eine Regierungskoalition kommen! Aber, seht die Wahl nicht als euer einziges Mittel an, eure Umwelt und euer Leben zu bestimmen. Werdet aktiv! Ändert was! Auch abseits von Wahlen!

Der Hacker Wau Holland oder Der Kampf ums Netz

Der Deutschlandfunk hat ein Feature über Wau Holland – CCC-Mitgründer und Aktivist der ersten Stunde – gebracht. Anhören!

Wau Holland, eigentlich: Herwart Holland-Moritz, war Mitbegründer des Chaos Computer Clubs. Zuletzt unterrichtete er an der Technischen Universität Ilmenau Informatik. Er starb 2001, 49-jährig. Holland hat maßgeblich das Bild des Hackers geprägt – und zwar im Sinne des guten Piraten

Einerseits hat er mit dafür gesorgt, die Freiheit des Internets, wie wir sie bis jetzt kennen, politisch und technisch durchzusetzen. Andererseits hat er unaufhörlich vor dessen Gefahren als Instrument der Kontrolle und der Überwachung gewarnt.

Wau Holland war nicht nur der erste einflussreiche Netzpolitiker in Deutschland, er war auch eine Persönlichkeit des Hightech-Undergrounds, sozusagen ein Vorläufer des Internets als soziale Bewegung. Dabei hatte er ein Niveau, an das man die Piraten unserer Tage gern erinnern möchte.

[Link zur MP3]

[via netzpolitik.org]

Webmontag Graz #39: Netzpolitik Spezial

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Wir sind ständig und überall vernetzt. In der Arbeit, zu Hause und wenn wir unterwegs sind. Die technischen Mittel dazu stehen der breiten Bevölkerung zur Verfügung und werden auch immer umfangreicher genutzt. Doch was spielt sich im Hintergrund ab? Wie werden politische Entscheidungsprozesse getroffen? Und warum fallen diese meistens nicht zugunsten der Nutzer aus?

Netzpolitikaktivisten beschäftigen sich schon seit einigen Jahren mit diesen und ähnlichen Fragestellungen. Und immer häufiger zeichnen sich bedrohliche Szenarien ab: Vorratsdatenspeicherung, Deep Packet Inspection, Internetzensur, Data Mining, die Abschaffung der Netzneutralität sind nur einige Beispiele zur Einschränkung der Freiheit im Internet. Und je mehr man sich mit diesen Themen beschäftigt, desto übermächtiger und gefährlicher erscheint die Lobby der Gegenseite. Deshalb ist es an uns, spätestens jetzt aktiv zu werden und den Leuten, die das Internet und die Bedürfnisse der Nutzer nicht verstehen oder wahrnehmen wollen, Einhalt zu gebieten.

Deshalb lädt der November-Webmontag zu einem Netzpolitik Spezial, bei dem sich Aktivisten und solche die es noch werden wollen: treffen, austauschen und an Ideen arbeiten. Wir sind viele und wenn wir miteinander reden und zusammenarbeiten, können wir auch was bewirken!

Ich werde versuchen bis dahin noch ein paar Leute aus der österreichischen Szene zusammen zu trommeln, um der Grazer Netzpolitikszene für diesen Abend hilfreichen Input zu liefern.
Ihr seid all dazu aufgerufen, euch zu beteiligen, vorbeizuschauen und das weiter zu erzählen!

Für Fragen und Anregungen stehe ich natürlich jederzeit zur Verfügung.

Update:
Dieser Webmontag wird eine Stunde früher anfgange. Also 18h statt 19h.

Des Weiteren, und das freut mich sehr, hab ich es geschafft zwei Special Guests für den Webmontag zu gewinnen:
Andreas Krisch (von unwatched.org/vibe.at) und Thomas Lohninger (von AK Vorrat/Initiative für Netzfreiheit)


Webmontag Graz #39: Netzpolitik Spezial
Termin: Mo., 12. November 2012 – ab 18h
Location: ESC im Labor (Jakoministraße 16, 1. Stock)
alles Weitere: Wiki | Twitter | Pad | fb

#sbsm – Soziale Bewegungen und Social Media

Das “Handbuch für den Einsatz von Web 2.0” ist quasi ein Offline-Wiki – die Bestandsaufnahme zur Lage von Social Media im deutschsprachigen Raum, mit Fokus auf unterschiedliche soziale Bewegungen. Gleichzeitig Experiment, als auch Handbuch für den praktischen Einsatz.

Aber von vorne:
Was beim ersten Aufschlagen und durchstöbern auffällt ist die für ein Buch ungewohnte Kennzeichnung von bestimmten Schlüsselwörtern. So werden Begriffe mit einem # versehen, die auf andere Stellen im Buch verweisen, ebenso schwarz und gelb Hinterlegte Worte die auf einen eigenen Beitrag anderswo im Buch bzw. Erklärungen im Glossar hinweisen. Und unterstrichene Worte die einen Hyperlink simulieren, die aber im gedruckten Buch selber natürlich nicht klickbar ist, sondern nur Online im Wiki zum Buch funktionieren. Es zeigt sich also gleich von Anfang an die starke Verbundenheit zum Web und gibt damit auch den Hinweis zur Entstehungsgeschichte. Kollaborativ wurden die einzelnen Texten und Kommentare erarbeitet und dann in Buchform zusammengekippt. Das Buch selber steht unter Creative Commons Lizenz, alle Texte und Kommentare gibt es auch weiterhin vollständig online.

Dieser ungewohnte Aufbau, mit den Querverweisen auf allen Seiten und teils nur online klickbaren Verweisen, sind sicherlich erstmal etwas ungewohnt, machen aber durch die offene Entstehungsgeschichte im Web Sinn. Nach der kurzen Einführungen zur “richtigen Benutzung” des Buches findet man sich auch sehr schnell zurecht.

Gegliedert ist das Buch in “Fallbeispiele”, “Manuals”, “NoBorders” und “Visionen”. Die Themenvielfalt reicht von den ersten Gehversuchen von Gewerkschaften im “Web 2.0” hin zu privaten Blogs, politischen Kampagnen und Aktivismus im Netz. Allen gemein ist der Versuch Social Media Tools für ihre Sache zu nutzen, andere Leute damit anzusprechen, Themen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen und (interessierte) Nutzer mit einzubinden. Was den Aktueren in den geschilderten Beiträge mal mehr und mal weniger gut geglückt ist. Das Kapitel “Fallbeispiele” liefert dazu einige Erfahrungsberichte.
Die “Manuals” versuchen den grundsätzlichen Umgang mit dem Netz und Social Media Tools zu erläutern. Ein wichtiger Punkt der immer mal wieder zur Sprache kommt: Es geht nicht nur alles online! Offlineaktivitäten sind mindestens genauso wichtig um eine möglichst große Zahl an Leuten direkt anzusprechen.
“NoBorders” umreisst ein bisschen mehr die Themen Netzaktivismus, Vernetzung und Widerstandsformen.
Die “Visionen” runden das ganze mit ein ein paar Ausblicken in die Zukunft ab.

Insgesamt liefert das Buch eine gute Zusammenfassung des Ist-Zustands von sozialen Bewegungen im Social Media Kontext. Von erfolgreichen Beispielen, missglückten Kampagnen und deren Entstehungsgeschichte, konkreten Anwendungstipps und den Möglichkeiten die gewisse Tools bieten, liefert das Buch auch erfahrenen Social Media Nutzern ein gutes Nachschlagewerk. Einsteiger bekommen, anhand konkreter Beispiele, einen Überblick was mit der richtigen Strategie alles möglich ist.

Wie gesagt, die Texte und Kommentare aller Mitschreibenden stehen unter CC-Lizenz und sind nach wie vor online. Dennoch macht sich so ein gedrucktes Buch, in schönem Gelb auch immer ganz gut auf dem Schreibtisch oder im Bücherregal. Des Weiteren war das Zusammentragen und Koordinieren aller Texte, Layout, Druck etc. ein Haufen Arbeit für die Herausgeber. Auch deswegen solltet ihr erwägen, euch dieses Werk in Buchform zu bestellen.

Soziale Bewegungen und Social Media – Handbuch für den Einsatz von Web 2.0
Herausgeber: Hans Christian Voigt, Thomas Kreiml
Verlag: ÖGB Verlag
Preis: 29,90,-
Bestellen: direkt beim ÖGB | bei amazon

Website & Wiki: sozialebewgungen.org
Twitter: @sozBewegungen | #sbsm

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Disclaimer: Ich hab auf Anfrage einen Kommentar für das Buch geschrieben. Zu finden ist dieser auf Seite 323 ff. bzw. hier in den Kommentaren. Als Dankeschön und mit der Zusage was dazu zu schreiben, habe ich auch ein Rezensionsexemplar davon erhalten. Das hab ich dann hiermit auch endlich mal nach geholt – @kellerabteil sorry, dass es solange gedauert hat! ;)

telecomix – vom aktivismus zum burnout

die aktuelle wahrheit von monoxyd, bei der stephan urbach zu gast ist, ist eine der intensivsten wahrheiten bisher. waehrend am anfang noch locker ueber telecomix und den einsatz des kollektivs waehrend des “arabischen fruehlings” resuemiert wird, werden bald auch ernstere toene angeschlagen (ohne jetzt die revolution in nordafrika irgendwie verharmlosen zu wollen!).

stephan urbach berichtet wie sich die telecomix-aktivisten bis zum rande ihrer koerperlichen und psychischen kraefte aufgeopfert haben, um den menschen waehrend der revolution wichtige (kommunikations)infrastruktur bereit zu stellen – bis zum kompletten burnout.

Ständig verfügbar sein, grauenhafte Bilder sehen, ein Übermaß an Nachrichten, Verantwortung für das Leben anderer Menschen haben und auf Videos sehen, wie diese sterben. Keine Pause, keine Supervision, keine Zeit.

Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Projekt stillzulegen. Manche Leute dachten sogar daran, für immer zu verschwinden. Glücklicherweise geht es weiter, irgendwie. Aber die Geschichte, die Herr Urbach über diese Zeit zu erzählen hat, solltet ihr euch anhören. Damit ihr nicht in dieselbe Falle tappt. Oder damit ihr rechtzeitig mitbekommt, wenn es jemand tut, der euch wichtig ist.

[download | .mp3/67:30min/47mb]

links:
@monoxyd
@herrurbach
stephan urbach
@telecomix
telecomix
bluehackers.org

sonntagsfilm 44

Hacktivisten – Rebellen im Internet:

Die Dokumentation zeigt die neuen Formen dieses Protests, der sich der elektronischen Medien bedient und weltweit rasant zunimmt: Virtuelle Sit-ins, an denen Tausende teilnehmen; Internet-Werbung großer Markenhersteller, die von Netzpiraten gehackt, parodiert oder missbraucht wird – Attacken, die schon zum Börsensturz von Firmen geführt haben, die Opfer dieser Gegenwerbung wurden. Das Filmteam ist im April 2001 dabei, als die Protestveranstaltungen beim Wirtschaftsgipfel in Quebec vorbereitet werden. Doch neben den spektakulären Bildern dieser gewalttätigen Straßenproteste zeichnet sich ein anderer Krieg ab, in dem die Waffen ‘Maus’ und ‘Modem’ heißen: Tausende von Internetbenutzern bereiten in aller Stille eine Online-Protestaktion vor, mit der die offizielle Website der Veranstaltung lahmgelegt werden soll. Anhand der Porträts einiger der führenden Köpfe der Hacktivisten-Szene liefert die Dokumentation Einblicke in das Innenleben dieser im Verborgenen arbeitenden Organisation, Bilder aus dem Zentrum des Cyber-Aktivismus. Die Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, in einer vollständig auf Handel und Wirtschaft ausgerichteten globalisierten Welt Unruhe zu stiften und ihren eigenen Zukunftsentwurf, geprägt von einem gewissen zivilen, politischen und informationsmedialen Widerstand, zu gestalten.


[direktlink]

[via holgi]