Category Archives: lesestoff

#sbsm – Soziale Bewegungen und Social Media

Das “Handbuch für den Einsatz von Web 2.0” ist quasi ein Offline-Wiki – die Bestandsaufnahme zur Lage von Social Media im deutschsprachigen Raum, mit Fokus auf unterschiedliche soziale Bewegungen. Gleichzeitig Experiment, als auch Handbuch für den praktischen Einsatz.

Aber von vorne:
Was beim ersten Aufschlagen und durchstöbern auffällt ist die für ein Buch ungewohnte Kennzeichnung von bestimmten Schlüsselwörtern. So werden Begriffe mit einem # versehen, die auf andere Stellen im Buch verweisen, ebenso schwarz und gelb Hinterlegte Worte die auf einen eigenen Beitrag anderswo im Buch bzw. Erklärungen im Glossar hinweisen. Und unterstrichene Worte die einen Hyperlink simulieren, die aber im gedruckten Buch selber natürlich nicht klickbar ist, sondern nur Online im Wiki zum Buch funktionieren. Es zeigt sich also gleich von Anfang an die starke Verbundenheit zum Web und gibt damit auch den Hinweis zur Entstehungsgeschichte. Kollaborativ wurden die einzelnen Texten und Kommentare erarbeitet und dann in Buchform zusammengekippt. Das Buch selber steht unter Creative Commons Lizenz, alle Texte und Kommentare gibt es auch weiterhin vollständig online.

Dieser ungewohnte Aufbau, mit den Querverweisen auf allen Seiten und teils nur online klickbaren Verweisen, sind sicherlich erstmal etwas ungewohnt, machen aber durch die offene Entstehungsgeschichte im Web Sinn. Nach der kurzen Einführungen zur “richtigen Benutzung” des Buches findet man sich auch sehr schnell zurecht.

Gegliedert ist das Buch in “Fallbeispiele”, “Manuals”, “NoBorders” und “Visionen”. Die Themenvielfalt reicht von den ersten Gehversuchen von Gewerkschaften im “Web 2.0” hin zu privaten Blogs, politischen Kampagnen und Aktivismus im Netz. Allen gemein ist der Versuch Social Media Tools für ihre Sache zu nutzen, andere Leute damit anzusprechen, Themen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen und (interessierte) Nutzer mit einzubinden. Was den Aktueren in den geschilderten Beiträge mal mehr und mal weniger gut geglückt ist. Das Kapitel “Fallbeispiele” liefert dazu einige Erfahrungsberichte.
Die “Manuals” versuchen den grundsätzlichen Umgang mit dem Netz und Social Media Tools zu erläutern. Ein wichtiger Punkt der immer mal wieder zur Sprache kommt: Es geht nicht nur alles online! Offlineaktivitäten sind mindestens genauso wichtig um eine möglichst große Zahl an Leuten direkt anzusprechen.
“NoBorders” umreisst ein bisschen mehr die Themen Netzaktivismus, Vernetzung und Widerstandsformen.
Die “Visionen” runden das ganze mit ein ein paar Ausblicken in die Zukunft ab.

Insgesamt liefert das Buch eine gute Zusammenfassung des Ist-Zustands von sozialen Bewegungen im Social Media Kontext. Von erfolgreichen Beispielen, missglückten Kampagnen und deren Entstehungsgeschichte, konkreten Anwendungstipps und den Möglichkeiten die gewisse Tools bieten, liefert das Buch auch erfahrenen Social Media Nutzern ein gutes Nachschlagewerk. Einsteiger bekommen, anhand konkreter Beispiele, einen Überblick was mit der richtigen Strategie alles möglich ist.

Wie gesagt, die Texte und Kommentare aller Mitschreibenden stehen unter CC-Lizenz und sind nach wie vor online. Dennoch macht sich so ein gedrucktes Buch, in schönem Gelb auch immer ganz gut auf dem Schreibtisch oder im Bücherregal. Des Weiteren war das Zusammentragen und Koordinieren aller Texte, Layout, Druck etc. ein Haufen Arbeit für die Herausgeber. Auch deswegen solltet ihr erwägen, euch dieses Werk in Buchform zu bestellen.

Soziale Bewegungen und Social Media – Handbuch für den Einsatz von Web 2.0
Herausgeber: Hans Christian Voigt, Thomas Kreiml
Verlag: ÖGB Verlag
Preis: 29,90,-
Bestellen: direkt beim ÖGB | bei amazon

Website & Wiki: sozialebewgungen.org
Twitter: @sozBewegungen | #sbsm

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Disclaimer: Ich hab auf Anfrage einen Kommentar für das Buch geschrieben. Zu finden ist dieser auf Seite 323 ff. bzw. hier in den Kommentaren. Als Dankeschön und mit der Zusage was dazu zu schreiben, habe ich auch ein Rezensionsexemplar davon erhalten. Das hab ich dann hiermit auch endlich mal nach geholt – @kellerabteil sorry, dass es solange gedauert hat! ;)

1984

schoener shot wie ich finde:
1984

“WAR IS PEACE
FREEDOM IS SLAVERY
IGNORANCE IS STRENGTH.”

[by mushroom and rooster | cc]

“under surveillance” comic

ein comic ueber ueberwachung:

Im Rahmen eines EU-finanzierten Projekts zur Stärkung des Bewusstseins für den Schutz der Privatsphäre hat das Projektteam rund um die französische Menschenrechtsliga LDH das Comic “Under Surveillance” veröffentlicht. Das Comic richtet sich an junge Erwachsene und ist kostenlos erhältlich.

das ding gibt es in englisch, franzoesisch, katalan und tschechisch. gedruckt jeweils in einer auflage von 20.000 stueck, die man kostenlos bestellen kann.

die englische version gibts hier:
comic (.pdf) / cover (.pdf)

wer des franzoesischen maechtig (oder irgendwo den englishbutton findet), findet unter ldh-france.org bestimmt noch weitere infos.

[via unwatched.org]

26c3 doku

ich bin heute ueber eine schoene doku zum 26. chaos communication congress (26c3) gestolpert. sicherlich ist das ding in keinster weise vollstaendig, aber pfff…. machts doch selber besser das naechste mal ;)

es werden nochmal ein paar projekte, aktionen und impressionen in ton und bild festgehalten, die abseits der vortraege stattgefunden haben.


[direktlink]

Ein paar Eindrücke vom 26C3 in Berlin, mit Fokus auf verschiedene Projekte. Aufgenommen mit der 5D Mark 2.

Mit dabei: Der Tesla-Transformator und die Dunkin-Donuts-DOS-Attacke! :)

das ganze steht dankenswerterweise auch unter creative commons lizenz cc-by-sa, mit folgendem anhang: “Er darf (und soll) weitergegeben, verbreitet, gebrannt, kritisiert, verrissen, geliebt und gehasst werden.” – dann macht das mal. ich finds sehr sehenswert!

wer kein bock auf vimeo hat, kann sich das ding auch runterladen:
hd-version (.mp4/40:07min/535mb)
sd-version (.mp4/40:07min/417mb)

by sascha kaupp / foto23.com

gezeigte aktionen und projekte:
hackable:1
hackable devices
das labor mit led-tetris und der musizierenden teslaspule
der reallife dunkin’-donuts-dos ;)
netapp
der buecherstand by gruenekraft.com
(empfohlene buecher: der phrasenpruefer / entschwoerungstheorie / nazis on speed)
maker bot

verwendete musik:
pretonika – afterlife
nikolai alexejewitsch nekrassow – korobeiniki (tetris theme a)
adult only – sensoria
adult only – perfume

[via missis notizblock]

riseup-zine: “Digital Security for Activists”

es gibt mal wieder ein bisschen frischen lesestoff fuer den digitalen aktivisten von heute. riseup haben ihr zine “Digital Security for Activists” veroeffentlicht.
der beitrag “Who’s the Terrorist?” kommt uebrigens von anne roth. nur so, als weiteren anreiz, dass ihr euch das ding mal anschaut.

riseup_zine

Contents
Introduction
Is the Cure Worse than the Illness?
If the Movement has Nothing to Hide
Who’s the Terrorist?
Bandwagons and Buzzwords
You’re Evited to use the Master’s Tools!
Pick a Good Password
Your Message is Subject to Review
Email is a Postcard
Google Searches for Busting Unions
Blogging with Split Personalities
Resources
About Us

veroeffentlicht unter creative commons by-nc-sa.

download:
pdf for reading on a computer (4mb)
pdf for double-sided printing (4mb)
latex source files (12mb, suitable for remixing)

[via annalist]

buch: “Jewgenij Samjatin – Wir” (1920)

mal wieder was zum lesen. der dystopische roman wir von jewgenij samjatin. aus dem jahre 1920:

Wir spielt im „Einzigen Staat“, einem Gebilde, das nach einem 200-jährigen Krieg und der „allerletzten Revolution“ entstand. Dieser Staat besteht aus einer von einer Mauer geschützten Stadt, die Häuser dieser Stadt besitzen Wände aus Glas. Heerscharen von „Beschützern“ wachen über das „Wohl“ der Einwohner, deren Leben bis zum kleinsten Handgriff reglementiert ist, über allen steht ein übermächtiger „Wohltäter“. „Nummern“ – gemeint sind Menschen –, die sich gegen diese „Fürsorge“ wehren, werden öffentlich hingerichtet. Der Einzelne zählt nicht, was zählt, ist das Kollektiv. Im Laufe des Buches wird unter anderem eine Gehirnoperation entdeckt, die das Fantasiezentrum im Menschen entfernt und somit Gedanken des Widerstandes unmöglich macht.
[wikipedia]

das buch gibts auch vollstaendig im netz – hier (direktlink .pdf) und hier (download nach anmeldung). wer lieber was zum drin rumblaettern, im regal stehen und nicht am bildschirm lesen haben will, kann sich das buch auch kaufen. das gibts mittlerweile fuer nen einstelligen eurobetrag beim (internet)buchhaendler eures vertrauens.

[via surveillance studies]

der reiz des toten baumes – lies doch mal wieder was

ich hab mal eine kleine, unvollstaendige leseliste zusammengestellt, die ihr jetzt oben unter books erreichen koennt. vom themenkomplex her, habe ich das auf sachen beschraenkt mit denen ich mich auch hier im blog auseinandersetze / ueber die ich berichte. dazu zaehle ich grob: datenschutz, ueberwachung, sci-fi/dystopien, gesellschaftspolitik, technik und ihre folgen. ein weiteres kriterium ist, dass es die buecher auch alle auf deutsch gibt und ich sie gelesen habe bzw. gerade lese.

wie gesagt, alles unvollstaendig und nur ein paar empfehlungen meinerseits. solltet ihr noch literaturtipps oder ergaenzungen haben, ihr wisst ja, wie ihr das kundtun koennt.

uebrigens: amazonlinks hab ich weggelassen. zum einen weil ich davon ausgehe, dass ihr das auch allein hinbekommt ;) zum anderen, koenntet ihr ja auch mal wieder zum kleinen buchladen, bei euch um die ecke gehen (sofern es sowas bei euch noch gibt) und dort buecher kaufen. oder das ihr zumindest direkt bei den verlagen bestellt.

torrentboy

torrentboy ist ein projekt des kanadiers mcm, der auch schon eine reihe an anderen cc-buechern veroeffentlicht hat. bei dem aktuellen soll es sich um eine serie von buechern handeln, die im laufe der zeit um zusaetzliche teile erweitert wird. der erste teil “zombie world!” ist jetzt erschienen:

In order to protect mankind Wesley transforms into TorrentBoy, a first class super-hero.Wesley has a talking ‘tracker watch’ that is able to tap into the power of TorrentSphere when needed, and transform him into TorrentBoy. Together with a laser blaster-carrying, speech-impeded teddy bear named Crash, he defends the world against all evil, including giant leeches.
[torrentfreak]

auch wenn es nicht explizit um bittorrent in dem buch geht, so ist es laut dem autor doch sehr stark davon inspiriert.

torrentboy steht unter creative commons lizenz, man kann es sowohl in gedruckter wie auch digitaler form kaufen und es gibt selbstverstaendlich ein torrent-file.
und fuer die traditionalisten unter euch ;) gibts auch eine normale downloadmoeglichkeit (.pdf)

das torrentboy projekt in 2 minuten erklaert. denn dieses projekt soll das weltweit erste open source franchise ding sein:

and you can be a part of it! Whether you write stories, draw pictures, record music or just love to immerse yourself in a crazy new world, this is the place to be!


[direktlink]

free e-book: “New Music Strategies – The 20 Things You Must Know About Music Online”

ich hab noch nicht reingelesen, empfehle das also quasi blind weiter. aber spannend hoert sich das schonmal an:

”Andrew Dubber’s “New Music Strategies” attempts to unpick and explain what’s going on in the online music environment – and from that, develop strategies to help independent musicians and music businesses cope and thrive in a changing media environment.”

das buch steht nicht explizit unter einer creative commons lizenz, darf aber ohne bedenken, fuer nicht kommerzielle zwecke, verbreitet werden:

This free e-book is yours to keep, read, distribute, turn into newsletters, give away on your website or otherwise do with what you will in any non-commercial setting.
When doing those things, please remember to credit my authorship and provide a link to the New Music Strategies website (http://newmusicstrategies.com). Much appreciated.

download:
english version (.pdf)
spanish version (.pdf)
chinese version (.pdf)

[via kfmw.blog]

buch: “Kontrollverluste. Interventionen gegen Überwachung”

kontrollverluste_cover
mal wieder ein kleiner lesehinweis. das buch heisst “Kontrollverluste. Interventionen gegen Überwachung”, herausgegeben von der Leipziger Kamera – Initiative gegen Überwachung. worum es in dem buch geht, duerfte durch den titel klar sein.
Die Texte kommen von: sandro gaycken, andrej holm, leipziger kamera, anne roth und anderen mehr.

im klappentext heisst es:

Das Buch Kontrollverluste versammelt Beiträge zu Fragen einer emanzipatorischen und praktischen Kritik an der aktuellen Überwachungsgesellschaft. Es führt sehr unterschiedliche Strategien und Perspektiven der linken Überwachungskritik zusammen. Kritische Wissenschaftler, Aktivisten und Initiativen stellen theoretische, aber vor allem strategische und aktionsorientierte Überlegungen an, reflektieren ihre Handlungserfahrungen und beleuchten Probleme und Potenziale von Bewegung(en) gegen immer mehr Überwachung und Kontrolle.

Verlag: Unrast
ISBN-13: 978-3-89771-491-5
Ausstattung: br., 256 Seiten
Preis / Bestellen: 18.00 Euro beim Unrast Verlag

Am Freitag wird es in Leipzig vorgestellt, zur Buchmesse, um 18 Uhr im el libro/linXXnet, Bornaische Straße 3d.

[via annalist]

weitere links:
leseproben
leipziger kamera
blog zum buch: kontrollverluste

freiesmagazin 03/2009 erschienen


seit heute ist die maerz-ausgabe des freienmagazins online. themen der ausgabe:

Linux allgemein
openSUSE 11.1 (openSUSE)
LXDE im Test (Desktop)
Der Logical Volume Manager (Dateiverwaltung, Systemverwaltung)
Januar und Februar im Kernelrückblick (Linux allgemein)
OS-Tan-Linux-Desktophintergründe (Desktop, Linux allgemein)

Software
World of Goo – Die Bälle sind los (Spiele)
Kurztipp: Songbird installieren (Browser, Internet, Multimedia, Tipps&Tricks, Ubuntu)
Kurztipp: Bastelstunde mit Pdftk (Konsole, PDF, Tipps&Tricks)

Hardware
Review: Motorola ROKR E8 (Hardware, Mobil)

Magazin
Auswertung der freiesMagazin-Umfrage (Community, Magazin)
[inhaltsverzeichnis]

das magazin kann heruntergeladen werden via ftp / http (.pdf) oder als mobile version mit bilder / ohne bilder (.html)

us bericht zu menschenrechten in oesterreich

Auch wenn in Österreich die Menschenrechte der Bürger im Großen und Ganzen respektiert, stellt das US-Außenministerium in seinem Jahresbericht zum Stand der Menschenrechte doch “Probleme in einigen Bereichen” fest. Der US-Bericht, der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde, nennt die “exzessive Verwendung von Gewalt durch die Polizei” und die Diskriminierung von Minderheiten als Schwächen in diesem Bereich.

Angemerkt wird in dem US-Report – in dem alle Länder der Welt behandelt werden – dass die österreichische Polizei Berichten zufolge “Personen geschlagen und misshandelt” habe.
[…]
Das US-Außenministerium zitiert das UNO-Komitee zur Beseitigung rassischer Diskriminierung, das in einem Bericht “Besorgnis über Berichte von Polizeibrutalität gegenüber Personen afrikanischer Herkunft oder Angehörige der Minderheit der Roma” geäußert habe.
[…]
Verstöße gegen die Menschenrechte ortet das US-Außenministerium im Justizwesen: Die Überfüllung von Gefängnissen bleibe in manchen Einrichtungen weiterhin ein Problem. Unter Berufung auf einen Bericht des Menschenrechtsbeirat werden die Bedingungen von Schubhäftlingen als “nicht konform mit den Menschenrechtsstandards” eingestuft. Es gebe auch keine Hinweise, dass Österreich in Folge dieser Kritik Änderungen vorgenommen hätte.
[diepresse]

-> 2008 human rights report: austria

Annegang – Magazin zur Überwindung der Inneren Sicherheit

annegang ist ein wiener magazin, welches sich mit der ueberwindung der inneren sicherheit beschaeftigt. es geht also um themen wie ueberwachung, sicherheit und so weiter.
ich muss zugeben bis jetzt noch nicht genauer reingeschaut zu haben. zu der qualitaet der artikel kann ich nichts sagen – aber ich vertraue da einfach mal meiner unten verlinkten quelle. das magazin sieht auf jeden fall schon mal gut gestaltet aus und ich werde mich diesem die naechsten tage auch mal naeher widmen.

annegang wird sowohl als print (ich nehme mal an vornehmlich im wiener raum) verteilt, steht als kostenloser download in unterschiedlichen qualitaetsstufen bereit und man kann sich das gedruckte magazin auch zu einem selbsternannten preis (abgesehen vom porto) bestellen.

schauts euch mal an und bei gefallen, bestellt es euch zu einem angemessenen preis.

download low-res version (.pdf/7mb)
download med-res version (.pdf/19mb)
download hi-res version (.pdf/95mb)

[via annalist]

“Der Schäuble”

Einst, um eine Mittnacht graulich, da ich trübe sann und traulich
müde über manchem arg Beschluss, der an den Bürgerrechten zehrt
da der Schlaf schon kam gekrochen, scholl auf einmal leis ein Pochen,
gleichwie wenn ein Fingerknochen pochte, von dem Rechner her.
»’s ist Besuch wohl«, murrt’ ich, »was da pocht so knöchern zu mir her –

nur im Chat – nichts weiter mehr.«

Ah, ich kann’s genau bestimmen: Im Dezember war’s, dem grimmen,
und der Kohlen matt Verglimmen schuf ein Geisterlicht so leer.
Brünstig wünscht’ ich mir den Morgen; hatt’ umsonst versucht zu borgen
von den Büchern Trost dem Sorgen, ob Lenor’ wohl sicher wär’ –
ob Lenor’, die jüngst geflohen, vor dem Terror sicher wär’ –

vor dem Terror – hier nicht mehr.

Und das seidig triste Drängen in den digitalen Gängen
füllt’, durchwühlt’ mich mit Beengen, wie ich’s nie gefühlt vorher;
also daß ich den wie tollen Herzensschlag mußt’ wiederholen:
»’s ist Besuch nur, der auf meinem Rechner mahnt, daß Einlaß er begehr’ –
nur ein später Wurm, der listig mahnt, welch’ Daten er begehr’ –

ja, nur das – nichts weiter mehr.«

Augenblicklich schwand mein Bangen, und so sprach ich unbefangen:
»Gleich, mein Wurm – gleich, mein Trojaner – um Vergebung bitt’ ich sehr;
just das Wochenbackup machte, und Ihr Klopfen klang so sachte,
daß ich kaum davon erwachte, sachte von dem Recher her –
doch nun tretet ein!« – und damit öffnete den Port ich – leer!

Nullbits dort – nichts weiter mehr.

Aufs Register späht’ ich lange, zweifelnd, wieder seltsam bange,
Listings träumend, wie kein sterblich Hirn sie träumte je vorher;
doch der Rechner gab kein Zeichen; nur ein Wort ließ hin er streichen
durch die Nacht, das mich erbleichen ließ: Das Wort »Lenor’?« so schwer.
Selber sprach ich’s, und ein Echo murmelte’s zurück so schwer –

nur »Lenor’!« – nichts weiter mehr.

Da ich nun zurück mich wandte und mein Herz wie Feuer brannte,
hört’ ich abermals ein Pochen, doch vom Rechner kam’s nicht her.
»Ah, gewiß«, so sprach ich bitter, »liegt’s an meinem Fenstergitter;
schaden tat ihm das Gewitter jüngst – ja, so ich’s mir erklär’ –
schweig denn still, mein Herze, lass mich nachsehn, daß ich’s mir erklär’ –

‘s ist der Wind – nichts weiter mehr!«

Auf warf ich das Fenstergatter, als herein mit viel Geknatter
rollt’ ein stattlich stolzer Schäuble wie aus Sagenzeiten her;
Grüßen lag ihm nicht im Sinne; keinen Blick lang hielt er inne;
mit hochherrschaftlicher Miene steuerte zur Türe er –
rollt’ sich zu der Grundrecht-Büste bei dem Türgesims dort – er

rollt und stoppt – nichts weiter mehr.

Doch dies stasihafte Wesen ließ mein Bangen rasch genesen,
ließ mich lächeln ob der Miene, die es macht’ so ernst und hehr:
»Ward dir auch kein einfach’ Amt zur Gabe«, sprach ich, »so doch blind Gehabe,
grauslich grimmer alter Staatsmann, Irrender in Juris’ Sphär’ –
sag, welch hohen Namen gab man dir in Juris’ edler Sphär’?«

Sprach der Schäuble, »Daten her.«

Staunend hört’ dies rauhe Klingen ich dem Schäuble sich entringen,
da die Antwort rechtsstaatfeindlich und unglaublich sehr;
denn wir dürfen wohl gestehen, daß es keinem noch geschehen,
solch eine Gier bei sich zu sehen, die vom Grundrechtsbruche her –
die von einem fanatisch blinden Grundrechtshasse her

laut kreische: »Daten her!«

Doch der Schäuble zittrig ragte und dies eine Wort nur sagte,
gleich als läge all sein Hass auf uns’rer Freiheit sehr;
keine Silbe sonst entriß sich seinem wirren Innern, bis ich
seufzte: »Mancher Feind verließ mich früher schon ohn’ Wiederkehr –
morgen wird er mich verlassen, wie mein Glück – ohn’ Wiederkehr.«

Doch da sprach er, »Daten her!«

Einen Augenblick erblassend ob der Antwort, die so passend,
sagt’ ich, »Fraglich ist dies alles, was der Kerl gelernt bisher:
Er war bei einem Herrn in Lehre, den so tief des Schilys quere
Paragraphen trafen, daß all sein Denken gründet sich im Hass so sehr –
daß der Horizont der Freiheit sich bei ihm beschränkt so quer

auf dieses wirre »Daten her!«

Doch was Trübes ich auch dachte, dieser Staatsfeind mich doch lächeln machte,
immer noch, und also holt’ ich stracks mir ein Gesetzbuch her
und ließ die Seiten fliehen, schöpfte Verfassungsenergien
verglich mit Karlsruher Theorien: Wie’s wohl zu verstehen wär’ –
wie dies grimme, angsterfüllte Wesen zu verstehen wär’,

wenn es krächzte »Daten her!«

Dieses zu erraten, saß ich wortlos vor dem Kerl, doch fraß sich
mir sein Blick ins tiefste Innre nun, als ob er ein Trojaner wär’;
brütend über Rechtsstaatstreue, scrollte ich ganz ohne Reue
meinen Cursor durch die Ordner, die verschlüsselt auf der Platte –
auf der eigentlich privaten Platte, lagen mit den Bildern von Lenor’ –

den Urlaubsbildern von Lenor’!

Da auf einmal füllten Düfte, dünkt’ mich, weihrauchgleich die Lüfte,
und rousseauscher Schriften Duktus drang aus Büchern zu mir her.
»Freiheit«, rief ich, »sieh, man sandte diesen Leugner hier und gab ihm
Staatsmacht, worinnen endet nun dein Existieren hier.
Doch wir bleiben standhaft und verteidigen dich, wir –

Sprach der Schäuble, »Gib die Daten mir!«

»Ah, du prophezeist ohn’ Zweifel, Höllenbrut! Ob Tier, Ob Teufel –
ob dich Otto Schily sandte, ob der BND dich trieb hierher
rastlos und ganz ohne Bangen, allen freiheitlichen Belangen,
den Prozess zu machen – sag’s mir endlich, bitt’ dich sehr –
lässt du – lässt du meine Freiheit mir?- sag’s mir – sag mir, bitt’ dich sehr!«

Sprach der Schäuble, »Daten her!«

»Ah! dann nimm die letzten Rechte, Höllenbrut – ob Tier, ob Teufel!
Dann treib doch weiter, deinen Hass in die Verfassung rein!
Künd mir: Wird es denn geschehen, daß ich einst in Juris Höhen
darf die Rechte wiedersehen, selig in der Freiheitsspähr’ –
darf die Rechte, die du folterst, haben in der Freiheitsspähr?«

Sprach der Schäuble, »Daten her!«

»Sei denn dies dein Abschiedszeichen«, schrie ich, »Terror ohnegleichen!
Hebe dich hinweg und kehre stracks zurück in Juris Sphär’!
Keiner einz’gen Spende Lüge bleibe hier, dem Größenwahnsinn
Zeugnis! Laß mit meinen Daten mich allein! – hinweg dich scher!
Hack nicht länger meinen Rechner! Pack dich! Fort! Hinweg dich scher!”

Sprach der Schäuble, »Daten her!«

Doch der Schäuble rührt sich nimmer, spricht noch immer, spricht noch immer
von der Sicherheit durch Daten, von dem E-Pass wie vorher;
und in seinen Augenhöhlen eines Dämons Träume schwelen,
und das Licht wirft seinen scheelen Schatten auf die Wahrheit schwer;
und es hebt sich aus dem Schatten aus der Wahrheit dumpf und schwer

meine Freiheit – nimmermehr.

~ Ende ~

Creative Commons License
Der Schäuble (Text) von Christoph Brüning steht unter einer Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

weitere links:
cchristoph
lightening talks wiki
zur videoaufzeichnung
wp: edgar allan poe – der rabe

freiesmagazin 02/2009 erschienen


seit heute ist die februar-ausgabe des freienmagazins online. dieses mal jedoch nicht wie gewohnt mit einem bunten querschnitt durch die freie und opensource welt, sondern mit einem spezial zum thema kde::

KDE allgemein
KDE4 wird erwachsen (KDE)
KWin 4.2 – Neues aus dem Land der wabernden Fenster (3D-Desktop, KDE)

Software
Der KDE-Dateimanager Dolphin (Dateiverwaltung, KDE)
Amarok 2: Der Wolf setzt zum Sprung an (Audio, KDE, Multimedia)
Eine kleine Einführung in KDevelop (KDE, Programmierung)
Scannen mit Skanlite (Bildbearbeitung, KDE)
Die digitale Brieftasche: KWallet (KDE, Sicherheit)
[inhaltsverzeichnis]

das magazin kann heruntergeladen werden via ftp / http (.pdf) oder als mobile version mit bilder / ohne bilder (.html)

principia discordia

fnord
Die principia discordia, das standardwerk jedes diskordianers, muss natuerlich auch mal erwaehnt werden:

Die Principia Discordia ist eine Sammlung von satirischen religiösen Texten und Illustrationen, die vor allem durch die Illuminatus-Trilogie von Robert Anton Wilson und Robert Shea bekannt wurde. Der Verfasser beschreibt unter dem Pseudonym Malaclypse der Jüngere in zahlreichen Anekdoten, passend zum Untertitel des Werks „Wie ich die Göttin fand und was ich mit ihr tat, als ich sie gefunden hatte.“ die Entstehungsgeschichte der diskordischen Gesellschaft, ihre mythologischen und philosophischen Grundlagen sowie ihre Organisationsstruktur. Dabei werden bekannte Religionen und religiöse Denkmuster parodiert und ad absurdum geführt, um, so Wilson, „GuerillaOntologie“ zu betreiben.[1] Die Principia Discordia kann als „Bibel des Diskordianismus“ bezeichnet werden.
[wikipedia]

fnord
das ding kann man sich online (bspw. hier) bestelllen oder auch im netz lesen. sowohl die englische als auch die deutsche version sind online.
fnord
principia discordia (english)
prinzipia discordia (deutsch)
auf flickr findet sich ebenfalls ein scan der englischen version.

pic: principia discordia by dear knucklehead
[creative commons by 2.0]

fnord

update 2009-01-28
in den kommentaren wurde ich auf ein handout hingewiesen, dass einen kurzen, relativ guten einstieg in diese ganze sache bietet. also falls ihr mit diskordianismus, fnords und den illuminaten noch nichts zu hattet das hier koennte ein wenig klarheit schaffen, oder auch nicht.

Aldous Huxley: “Brave New World” – open source book

ich bin gerade im internet archive ueber aldous huxley‘s brave new world (schoene neue welt) gestolpert. auch wenn ich weiss, dass ihr alle das buch schon gelesen habt (oder etwa nicht?), so ein leicht durchsuchbares .pdf aufm rechner zu haben ist auch nicht verkehrt.
das ding ist unter open source books abgelegt, also gehe ich mal davon aus, dass man es sich auch runterladen und weiterverbreiten kann, wie man lustig ist.

This is one of the Aldous Huxley’s books. He describes, at 60′, the humanity fade on a next future. In his imaginary world, there is globalization (no countries), a centralized government, and technology, drugs, and the erasing of historical memory and registers guarantee the peopleâs control at all fields. Huxley puts his story in the future, but much of the things he describes existed, already, at his time life, and also nowadays â as the invasion of individualâs privacy.
[description]

es handelt sich dabei um die englische originalausgabe, die man sich hier runterladen (.pdf/594kb) kann.

freiesmagazin 01/2009 erschienen

seit heute ist die januar-ausgabe des freienmagazins online, themen sind:

Nachrichten
Distributionen aktuell (Linux allgemein)
Neues aus der Welt der Mobilgeräte (Hardware, Mobil)
Songbird 1.0 erschienen (Browser, Internet, Multimedia)
Oxite: Microsoft auf neuen Wegen (Internet, Microsoft)
freiesMagazin-Umfrage gestartet (Community, Magazin)
Nachrichtenschnippsel (Debian, Internet, Linux allgemein, Spiele)
Kernel-Rückblick (Linux allgemein)
Free Software Foundation verklagt Cisco wegen GPL-Verletzung (Lizenz)

Software
Installation und Einrichtung von Avant Window Navigator (Desktop)
Projektvorstellung Opera (Browser)

Linux allgemein
Das neue „Sonnensystem“ – Ein Blick auf OpenSolaris 2008.11 (OpenSolaris)
Ubuntu 8.10 – Die neue Version „Intrepid Ibex“ vorgestellt (Ubuntu)
Die zehnte Fedora-Ausgabe vorgestellt (Fedora)
Veranstaltungen
[inhaltsverzeichnis]

das magazin kann heruntergeladen werden via ftp / http (.pdf) oder als mobile version mit bilder / ohne bilder (.html)

freiesmagazin 12/2008 erschienen

seit heute ist die dezember-ausgabe des freienmagazins online, themen sind:

Nachrichten
Distributionen aktuell (Linux allgemein)
Fedora 10 „Cambridge“ veröffentlicht (Fedora)
Neues aus der Welt der Mobilgeräte (Hardware, Mobil)
Weitere Unterstützung für das OpenStreetMap-Projekt (Freie Projekte)
Neue Linux-Spiele (Spiele)
Nachrichtenschnippsel (Community, Hardware, Treiber)
Krisenkommunikation mit der Bee (Freie Projekte)
64-Bit-Version des Flash-Players ist auf dem Weg (Browser, Internet, Multimedia)
Kernel-Rückblick (Linux allgemein)

Anleitungen
Arch Linux auf dem Asus Eee PC 901 (Arch Linux, Hardware, Mobil)
Die Ports-Sammlung unter FreeBSD/PC-BSD schnell und effektiv nutzen (PC-BSD)

Software
Das Synchronisationstalent Dropbox (Datensicherung)
Kurztipp: freiesMagazin-RSS-Feed per E-Mail empfangen (E-Mail, Magazin, RSS)
Der Linux-Screenreader Orca (Barrierefreiheit)
Kurztipp: Free Icon-To-Speech sorgt für Kommunikation (Barrierefreiheit, Desktop)

Linux allgemein
Das kleine Scheitern – Warum man Linpus Linux nicht sinnvoll nutzen kann (Linpus Linux)
Barrierearme Websites (Barrierefreiheit)
Der humanitäre Gedanke hinter der Barrierefreiheit (Barrierefreiheit)
Veranstaltungen
[inhaltsverzeichnis]

das magazin kann heruntergeladen werden via ftp / http (.pdf) oder als mobile version mit bilder / ohne bilder (.html)

“james boyle – the public domain” for free

james boyle ist mit seinem buch “the public domain” einigen anderen autoren gefolgt, die auch ihre werke unter einer creative commons lizenz veroeffentlicht haben. ein kurzer auschnitt:

Instead, I argue that precisely because we are in the information age, we need a movement—akin to the environmental movement—to preserve the public domain. The explosion of industrial technologies that threatened the environment also taught us to recognize its value. The explosion of information technologies has precipitated an intellectual land grab; it must also teach us about both the existence and the value of the public domain. This enlightenment does not happen by itself. The environmentalists helped us to see the world differently, to see that there was such a thing as “the environment” rather than just my pond, your forest, his canal. We need to do the same thing in the information environment.

We have to “invent” the public domain before we can save it.
[…]
The one piece of advice I would offer is to make sure that you really talk it through with everyone at the press and get them to understand the way the web works. While university presses might want to experiment only with a few titles, when it comes to those titles they need fully to embrace the idea — creating an excellent website for the book (or allowing the author to do so), allowing multiple formats of the book to be made available (pdf, html etc), being excited rather than horrified if the book gets mentioned on a blog and downloads spike. The last thing you want is a publisher who has grudgingly agreed to a Creative Commons license but who then sabotages every attempt to harness the openness it allows.

das buch steht unter folgender creative commons lizenz
zur download page
[direktdownload | .pdf 1,5mb]
das buch kaufen

[via cc-news]