hier wurden ja bereits ein paar informationen zusammengetragen bezueglich der diesjaehrigen kommunalwahlen in bayern. problem bei der ganzen sache ist (kurz zusammengefasst), dass bei der stimmauszaehlung barcodescanner eingesetzt wurden, wodurch sich einige sicherheitstechnische probleme ergeben koennen. anzumerken ist, dass diese methode weit weniger gefaehrliche sicherheitsprobleme aufweist als bei wahlcomputern, wahlstiften oder sogar i-voting. denn es gibt immerhin noch die originalstimmzettel aus papier (mit von kuli oder bleistift gemachten kreuzen).
dennoch ist diese scannermethode bei weitem nicht der weisheit letzter schluss und kommt einfach nicht an die papier-und-stift – wahl ran, sowohl im bereich nachvollziehbarkeit (fuer jeden!) als auch sicherheit (vor wahlfaelschungen). auch das argument der schnelleren auszaehlbarkeit konnte sich hier nur sehr bedingt bestaetigen.
und um das ein wenig zu untermauern und zu dokumentieren, werde ich an dieser stelle ein paar artikel sammeln (sofern sich was findet), die von der wahl berichten.
sollte jemand noch ein paar links betreffend wahlbeobachtung/ablauf der kommunalwahlen 2008 in bayern haben, immer her damit! das wird dann natuerlich auch an dieser stelle nachgetragen.
-teh geekosphere.org: Beobachtungen bei der Kommunalwahl 2008 in Bayern
Nun, am Ende hatte man 532 Waehler und somit 532 abgegebene Wahlzettel, jedoch gab der Computer nur 509 abgegebene Wahlzettel aus. Das Problem kommt wohl daher, dass am Laptop eine Vollzaehlung eingestellt war, also auf dem dort verwendeten USB-Stick. Die Importierung der Daten konnte nicht vollstaendig erfolgen, es wurden zwar die einzelnen Stimmen mit eingerechnet, aber die Wahlzettel selbst nicht (23 Stueck). Es sieht also entweder nach einem Bedienungsfehler der Wahlhelfer oder einem Fehler mit der Software aus. Auch die Anzeige generell sorgte fuer viel Verwirrung und man wusste sich nicht so recht zu helfen. Es wird sich nun zeigen woran es konkret gelegen hat und ob man noch einmal zaehlen muss.
-hessi.net: Wahlbeobachter in Germering
In einem Wahllokal war der stellvertretende Wahlvorstand ein mindestens so großer Kritiker wie wir, er schimpfte auf das System, insbesondere auf die nicht transparente Gesamtberechnung und das Betriebssystem:
“wenn’s den Schmarrn scho wollen, dann g’hört da a Linux auf CD hin, von dem man bootet, und das gesamte System muss vorab im Sourcecode runterladbar sein!”
Er bezeichnete die händische Auszählung der Kommunalwahl zwar als “Scheissjob”, die Risiken der IT-Lösung seien aber zu groß, um die Vorteile aufzuwiegen.
In einem Wahllokal begegnete man uns anfänglich eher freundlich-desinteressiert, bis dann eine Helferin bemerkte, es gäbe da doch so eine Organisation oder einen Verein, die da was in die Richtung machen würden, wie hießen die denn noch gleich – als ich bemerkte, sie meine wohl den CCC, änderte sich die Haltung des stellvertretenden Wahlvorstands massiv:
“Also in diesem Fall möchte ich Sie doch bitten, dass Sie sich vorab ans Rathaus wenden.”
Ich entgegnete, wir stünden bereits seit längerem mit dem Rathaus in Kontakt, die Beobachtungen seien abgesprochen. Er begann, darüber zu schimpfen, dass er nicht informiert sei und verlangte, dass wir den Wahlleiter kontaktieren, damit dieser ihm das OK gäbe. Wir ließen ihn mit der Bemerkung allein, er könne sich gern mit dem Wahlleiter abstimmen, wir würden am Abend dann vorbeikommen. Kurz darauf sahen wir ihn mit Handy am Ohr und empörtem Gesichtsausdruck an uns vorbeiziehen.
-wahlbeobachtr.de: Erfahrungsbericht Wahlbeobachtung Coburg+Umgebung von Sebastian (.txt)
Grundtentor war jedoch jeweils immer, daß man ja nie ganz sicher sein könne. Spitze war auch die Aussage eines Wahlhelfers, die in etwa lautete “naja, es gibt ja auch Leute, die nachgucken können was einer verdient oder was er für ein Auto fährt… ganz sicher is man eh nie”. WTF? Weiterhin: “Naja, das prüfen die ja schon, daß die aufgedruckten
Barcodes stimmen” – “Wer denn?” – “Naja, das prüft schon irgendwer.”
In einem anderen Wahllokal wurde die Integrität der Barcodes damit zu untermauern versucht, daß sich eine Druckerei offensichtlich verdruckt hat und man einige tausende Stimmzettel neu drucken mußte. Soso, tolle Prüfung.
[…]
Daß die Wahlhelfer wohl ein sehr großes Vertrauen in die Technik hatten, zeigte sich inbesondere an der Aussage einer Helferin nach diesem Procedere: “Naja, wenn das Programm jetzt keinen Fehler mehr anzeigt, muß ja alles passen”.
Allgemeines zur Beobachtung: Ich wurde generell (bis auf zwei Wahllokale) sehr freundlich aufgenommen (von einer Helferin bekam ich sogar ein Stück Kuchen!) und mir wurde überall hin Einblick gewährt, ich hätte sogar problemlos herumliegende Wahlsiegel klauen können ;-).
-wahlbeobachtr.de: Pfaffenhofen von Stefan (.txt)
möglichkeit also auch nur
kurz etwas alleine mit dem pc anzustellen, etwas zu installieren oder
zu kopieren gab es also zumindest für wahlhelfer und zumindest in
meinem bezirk nicht. etwas bedenklich fand ich aber, dass
benutzernamen und passwörter für das bayern32 eine weile lang offen
herumlagen (und diese zudem so unglaublich kreativ und sicher waren:
“123456” als passwort!).
-wahlbeobachter.de: E-Mail an Gemeindewahlleiter (zur Wahlauszählung) von Monika (.pdf)
In den 44 Stimmbezirken der Stadt Pfaffenhofen a.d. Ilm werden insgesamt 88 PCs für die
Auswertung mit „PC-Wahl“ benötigt.
Für diese 88 PCs wird nun auf
58 stadteigene PCs,
03 PCs von Behörden, Schulen und Kindergärten,
15 PCs von Stadtbediensteten,
04 PCs von amtierenden Stadträten und
08 PCs von Wahlhelfern
zurückgegriffen.
Bei den eingeteilten Wahlhelfern und den Personen, die Privat-PCs zur Verfügung stellen (die
Hälfte davon Bedienstete der Kommune), handelt es sich aus unserer Sicht zunächst um prin-
zipiell vertrauenswürdige Personen.
-ccc.de: Wie erwartet erhebliche Probleme bei bayerischer Computer-Stimmenzählung
Im Landkreis Bad Tölz wurden zu allem Überfluss Wahlzettel auf grünem Papier verwendet, die durch mangelnden Kontrast zu einer sehr schlechten Barcode-Erkennung führten. Somit musste der Barcode jedes Kandidaten mehrfach abgestrichen werden. Auch in etlichen anderen Gemeinden dauerte die Auszählung länger als eine gut organisierte Handauszählung.
“Die Vorkommnisse bei der bayerischen Auszählung sind der Super-GAU für diese Systeme. Insbesondere das Vertrauen in die Barcode-Auszählung ist damit komplett ruiniert”, kritisierte CCC-Sprecher Dirk Engling die blinde Technikgläubigkeit der bayerischen Kommunen.
—-
audio
-wahlbeobachtr.de: Interview beim BR-Jungendsender Bavarian Open Radio am 03.03.2008 (.ogg ca.15min/ca.17mb)
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